20.10.2023
Arbeit neu denken – es braucht mutige und weitblickende Politik
Dachverband für Soziales und Gesundheit
Wir werden den durchwegs hohen Standard in der Pflege und in der Gesundheitsversorgung nicht halten können, wenn wir das System nicht grundsätzlich reformieren. Einige Überlegungen von Georg Senoner, Präsident von Hands Onlus.
Wir erleben auf dem Arbeitsmarkt zurzeit eine besondere Situation. Es fehlen nicht mehr die Arbeitsplätze, sondern die Arbeitskräfte. Man findet keine Pfleger/innen , keine Ärzt/innen, keine Lehrer/innen, keine Kellner/innen, u.s.w.
Die öffentliche Verwaltung ist schon seit langem auf Sparkurs eingestellt und die hohe Staatsverschuldung lässt wenig Spielraum für Gehaltserhöhungen. Das Wirtschaftswachstum, das in den Sechzigerjahren den Kuchen ständig wachsen ließ, stagniert. Wir sehen an der letzten Anpassung der Gehälter der Landesbediensteten, dass die Erhöhung kaum die Inflation ausgleicht und die Arbeit im öffentlichen Dienst nicht wirklich attraktiver macht.
Auf Grund der demografischen Entwicklung werden wir den durchwegs hohen Standard in der Pflege und in der Gesundheitsversorgung nicht halten können, wenn wir das System nicht grundsätzlich reformieren. Das Risiko, dass wir in eine Zweiklassengesellschaft auseinanderklaffen, wo nur wenige Reiche im Alter und bei Krankheit gut versorgt sind, ist real.
Das im Wahlkampf zirkusierende Motto "Zusammenhalten" finde ich gut gewählt. Nur wenn die Südtiroler Gesellschaft wirklich zusammenhält und nicht zulässt, dass Menschen in unserem Land in unwürdigen Verhältnissen leben, werden auch unsere Kinder, auf ihre Weise, die Lebensqualität genießen können, die wir gewohnt sind.
Wir müssen die Zugangskriterien und die Bildungsangebote für Berufe im Sozial- und Gesundheitswesen neu überdenken. Arbeit und Weiterbildung müssen Hand in Hand gehen, auch für Menschen, die neben der Arbeit eine Familie versorgen müssen.
Wir müssen neue Wohnmöglichkeiten schaffen, damit junge Menschen und Menschen aus dem Ausland in der Nähe ihres Arbeitsplatzes zu leistbaren Mietzinsen leben können.
Für die Kinderbetreuung muss gesorgt sein, damit Eltern Familie und Beruf vereinen können.
Wir sind auf Menschen aus dem Ausland angewiesen, um für unsere Pflege zu sorgen, das ist eine Tatsache. Diese Menschen aus anderen Ländern und Kulturen müssen wir willkommen heißen und alles tun, damit sie sich schnell zu Hause fühlen können. Sie müssen sich fachlich weiterbilden, unsere Sprachen erlernen und sich in unsere Gesellschaft integrieren können. “Wir brauchen Dich und heißen Dich willkommen“ soll das Schlagwort sein und nicht das arrogante „Fördern und Fordern“.
Die Landesregierung hat Nachhaltigkeit als oberstes Ziel definiert. Nachhaltigkeit des Landeshaushalts darf sich aber nicht auf den Klimawandel beschränken. „Gesundheit und Wohlergehen“ und „Chancengleichheit“ sind genauso gefährdet. Und wir werden diese Ziele nicht erreichen, wenn wir die Prioritäten des Haushaltsplans nicht neu ausrichten und mehr Geld dafür investieren.
Im Gesundheitswesen und im Sozialwesen spielen private gemeinnützige Organisationen eine wichtige Rolle. Ihnen gelingt es, auch ehrenamtliche Mitarbeiter/innen zu integrieren und dieses Potenzial an Arbeitskräften ist noch lange nicht ausgeschöpft. Auch hier stößt man auf viele unnötige bürokratische Hürden.
Symptomatisch für das Fehlen einer partnerschaftlichen Haltung ist die Tatsache, dass die Vergütung der privaten Dienstleistungen so knapp bemessen ist, dass private Organisationen für gleiche Qualifikation nicht die gleichen Gehälter, wie die öffentlichen Einrichtungen, zahlen können. Die Landesverwaltung schafft somit zwei Klassen von Arbeiter/innen im Sozial- und Gesundheitsbereich.
Innovation ist in der Regel nur dann möglich, wenn unterschiedliche Akteure mit unterschiedlichen Erfahrungen, Anforderungen und Zukunftsvorstellungen zusammenkommen und unvoreingenommen gemeinsame Lösungen suchen. Deswegen müssen junge Leute und auch die betroffenen Mitarbeiter/innen in die Ausarbeitung neuer Modelle involviert werden.
Georg Senoner, Präsident Hands onlus
Wir erleben auf dem Arbeitsmarkt zurzeit eine besondere Situation. Es fehlen nicht mehr die Arbeitsplätze, sondern die Arbeitskräfte. Man findet keine Pfleger/innen , keine Ärzt/innen, keine Lehrer/innen, keine Kellner/innen, u.s.w.
Die öffentliche Verwaltung ist schon seit langem auf Sparkurs eingestellt und die hohe Staatsverschuldung lässt wenig Spielraum für Gehaltserhöhungen. Das Wirtschaftswachstum, das in den Sechzigerjahren den Kuchen ständig wachsen ließ, stagniert. Wir sehen an der letzten Anpassung der Gehälter der Landesbediensteten, dass die Erhöhung kaum die Inflation ausgleicht und die Arbeit im öffentlichen Dienst nicht wirklich attraktiver macht.
Auf Grund der demografischen Entwicklung werden wir den durchwegs hohen Standard in der Pflege und in der Gesundheitsversorgung nicht halten können, wenn wir das System nicht grundsätzlich reformieren. Das Risiko, dass wir in eine Zweiklassengesellschaft auseinanderklaffen, wo nur wenige Reiche im Alter und bei Krankheit gut versorgt sind, ist real.
Das im Wahlkampf zirkusierende Motto "Zusammenhalten" finde ich gut gewählt. Nur wenn die Südtiroler Gesellschaft wirklich zusammenhält und nicht zulässt, dass Menschen in unserem Land in unwürdigen Verhältnissen leben, werden auch unsere Kinder, auf ihre Weise, die Lebensqualität genießen können, die wir gewohnt sind.
Wir müssen Arbeit, Arbeitsbedingungen und Entlohnung neu denken und neu gestalten, damit sie für junge Leute und Leute aus dem Ausland attraktiv sind.
Es braucht mehr Flexibilität, sowohl von Seiten der Mitarbeiter/innen, sei es von Seiten der Organisationen.Wir müssen die Zugangskriterien und die Bildungsangebote für Berufe im Sozial- und Gesundheitswesen neu überdenken. Arbeit und Weiterbildung müssen Hand in Hand gehen, auch für Menschen, die neben der Arbeit eine Familie versorgen müssen.
Wir müssen neue Wohnmöglichkeiten schaffen, damit junge Menschen und Menschen aus dem Ausland in der Nähe ihres Arbeitsplatzes zu leistbaren Mietzinsen leben können.
Für die Kinderbetreuung muss gesorgt sein, damit Eltern Familie und Beruf vereinen können.
Vor allem aber müssen die Organisationsmodelle in den größeren öffentlichen Einrichtungen radikal erneuert werden. Sie stammen aus den Nachkriegsjahren, sind starr und hierarchisch und geben wenig Raum für Wertschätzung und Selbstbestimmung.
Ärzt/innen und Pfleger/innen verlassen die Spitäler nicht so sehr, weil sie zu wenig verdienen, sondern weil sie sich wie Nummern in einer unpersönlichen Maschinerie empfinden.Wir sind auf Menschen aus dem Ausland angewiesen, um für unsere Pflege zu sorgen, das ist eine Tatsache. Diese Menschen aus anderen Ländern und Kulturen müssen wir willkommen heißen und alles tun, damit sie sich schnell zu Hause fühlen können. Sie müssen sich fachlich weiterbilden, unsere Sprachen erlernen und sich in unsere Gesellschaft integrieren können. “Wir brauchen Dich und heißen Dich willkommen“ soll das Schlagwort sein und nicht das arrogante „Fördern und Fordern“.
Die Landesregierung hat Nachhaltigkeit als oberstes Ziel definiert. Nachhaltigkeit des Landeshaushalts darf sich aber nicht auf den Klimawandel beschränken. „Gesundheit und Wohlergehen“ und „Chancengleichheit“ sind genauso gefährdet. Und wir werden diese Ziele nicht erreichen, wenn wir die Prioritäten des Haushaltsplans nicht neu ausrichten und mehr Geld dafür investieren.
Im Gesundheitswesen und im Sozialwesen spielen private gemeinnützige Organisationen eine wichtige Rolle. Ihnen gelingt es, auch ehrenamtliche Mitarbeiter/innen zu integrieren und dieses Potenzial an Arbeitskräften ist noch lange nicht ausgeschöpft. Auch hier stößt man auf viele unnötige bürokratische Hürden.
Um in Zukunft eine Betreuung auf hohem Niveau für alle bieten zu können, ist einen Partnerschaft auf Augenhöhe zwischen Landesverwaltung und gemeinnützigen Organisationen ein wichtiger Schritt.
Auf operativer Ebene arbeitet man zwar sehr gut zusammen, aber bei strategischen Entscheidungen werden die Privaten erst einbezogen, wenn die Weichen schon gestellt sind.Symptomatisch für das Fehlen einer partnerschaftlichen Haltung ist die Tatsache, dass die Vergütung der privaten Dienstleistungen so knapp bemessen ist, dass private Organisationen für gleiche Qualifikation nicht die gleichen Gehälter, wie die öffentlichen Einrichtungen, zahlen können. Die Landesverwaltung schafft somit zwei Klassen von Arbeiter/innen im Sozial- und Gesundheitsbereich.
Innovation ist in der Regel nur dann möglich, wenn unterschiedliche Akteure mit unterschiedlichen Erfahrungen, Anforderungen und Zukunftsvorstellungen zusammenkommen und unvoreingenommen gemeinsame Lösungen suchen. Deswegen müssen junge Leute und auch die betroffenen Mitarbeiter/innen in die Ausarbeitung neuer Modelle involviert werden.
Während Tourismus und Industrie flexibel genug sind, um kreative Lösungen für den Arbeitermangel zu finden, so ist die öffentliche Verwaltung, von der ein Großteil der Gesundheits- und Pflegedienste erbracht werden, leider schwerfällig und starr.
Es braucht also mutige und weitblickende Politiker/innen, die eine Erneuerung in die Wege leiten.Georg Senoner, Präsident Hands onlus
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